Ich las vor ein paar Tagen einen
Post von Tijen Onaran, CEO & Gründerin von Global Digital Women auf LinkedIn.
Es
ging um Mehrsprachigkeit und dass es in der Wahrnehmung mancher (vieler) Menschen gute und schlechte Sprachen gibt. In ihrem konkreten Fall, meinte jemand, dass es für sie besser sei, wenn sie Deutsch/Französisch statt Deutsch/Türkisch aufgewachsen wäre. Einer solchen Aussage zugrunde liegen Stereotype gewissen Nationalitäten und Kulturen gegenüber.
Natürlich habe ich mich sofort angesprochen gefühlt. Ich bin mit knapp vier Jahren nach Deutschland gekommen und bin zweisprachig Deutsch/Polnisch aufgewachsen. Meine Kinder wachsen jetzt sogar dreisprachig auf, da die Muttersprache meines Mannes Russisch ist. Wir sind uns beide dessen bewusst, welch großes Geschenk wir unseren Kindern damit machen, dass sie ohne mühsam Sprachkurse belegen zu müssen, gleich drei Sprachen buchstäblich in die Wiege gelegt bekommen.
Ich durfte mir dennoch schon anhören, ob wir uns sicher seien, das würde unsere Kinder doch bestimmt überfordern gleich drei Sprachen zu lernen. Am wichtigsten sei es, Deutsch zu lernen. Als würden wir sie davon abhalten. Schlimmer noch, als würden wir unsere übertriebenen Ambitionen an unseren Kindern ausleben. Ich bin mir auch sicher, dass wenn unsere Kinder statt Polnisch und Russisch, Englisch und Französisch von klein auf lernen würden, sie darum beneidet würden. Und die Jobchancen erst! Ironischerweise habe ich gerade erst vor ein paar Tagen eine Headhunter-Anfrage bekommen für eine Position, in der explizit ein Polnisch-Native gesucht wird, aber das nur so am Rande.
Diesen Aussagen zugrunde liegen wie bei Tijen stereotype Vorurteile meinem Heimatland gegenüber. Es gibt ein ganz klares Ranking der Länder, man kann ganz grob und vereinfacht sagen von Deutschland ausgehend: Norden und Westen sowie Südwesten hui, Osten und Südosten pfui. Fragt einfach mal im Freudenkreis Leute, die beispielsweise aus Kroatien und Polen kommen vs. Franzosen und Norweger nach ihren Erfahrungen. Wenn wir Europa verlassen wird es noch düsterer, denn dann kommen oftmals zusätzlich noch Vorurteile anderen Kulturen, Religionen und schlimmstenfalls anderer Hautfarben und Ethnien hinzu.
Mein Appell an alle: Hinterfragt Eure Reaktionen und Einstellungen anderen gegenüber. Oftmals sind es (unbewusste) Vorurteile, die uns dazu verleiten (vorschnell) Urteile zu treffen und dann solche bewertenden, herabsetzenden Aussagen zu treffen. Das ist menschlich und normal. Ein Bewusstsein dafür, hilft aber, die eigenen diskriminierenden Denkmuster aufzudecken und Stück für Stück zu zerlegen.
Bildnachweis Titelbild: Foto von JACQUELINE BRANDWAYN
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Seit über 16 Jahren bin ich Kommunikatorin und das aus Leidenschaft. Ich unterstütze meine Kund:innen dabei, Menschen mit guter Kommunikation durch die richtigen Geschichten zu erreichen. Den Spirit von Vielfalt und einen Perspektivwechsel bringe ich in meine Arbeit mit ein.
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